Gefühllosigkeit – Wenn die Depression Gefühle blockiert

Gefühlte Gefühllosigkeit ist ein quälendes Symptom: Dein Gefühlsleben ist komplett eingefroren. Überhaupt sind Depressionen die „Krankheit der -losigkeiten“: sie machen Dich hoffnungslos, antriebslos und gefühllos. Dabei ist die gefühlte Bedeutungs- & Sinnlosigkeit so erdrückend spürbar, dass das Leben seine Essenz verliert.

Wenn die Depression Gefühle blockiert

Depressive Gefühllosigkeit

Es klingt paradox, nichts zu fühlen und Leid zu empfinden – genau das ist aber schreckliche Realität bei Depressionen.

 

Gefühlte Gefühllosigkeit bei Depressionen

Traurigkeit ist ein typisches Gefühl bei klinischen Depressionen. Es gibt aber auch die Depressiven, die nichts mehr fühlen. Gefühllosigkeit ist ein quälender Zustand: Du fühlst Dich wie ein lebloses Etwas, leer, emotionslos und hilflos. Gefühllos zu sein, fühlt sich so schrecklich an, dass es kaum auszuhalten ist.

Selbst gegenüber Deiner Familie, Deinem Partner und Deinen Lieblingsmenschen empfindest Du nichts mehr. Ich meine damit nicht, dass Du mutlos und freudlos bist. Viel schlimmer, Du fühlst gar nichts mehr. Da ist einfach nichts. Nur ein gähnendes, dunkles Nichts.

Da ist keine Liebe, keine Sicherheit, keine Wut, keine Traurigkeit … maximal Angst und Scham. Und immer mit dabei: die berühmt-berüchtigte Sinnlosigkeit Deines Daseins, die kaum jemandem zu erklären ist.

 

Depressionen blockieren die Gefühle

Gefühllosigkeit bei Depressionen

Gefühllosigkeit und Leblosigkeit sind in der Regel ein Anzeichen für schwere Depressionen.

In einer Depression dominieren negative Gedankenmuster, die zunächst die Dinge ins Gegenteil verkehren. Alles, was Dir zuvor noch Freude bereitet hat und das Dir etwas bedeutet hat, ist bald nicht mehr schön. Alles und jeder wird zur leidvollen Belastungsprobe und quält Dich.

Tritt keine Besserung durch Therapie ein, verstärkt sich das negative Denken mehr und mehr. Die positiven Gefühle gehen verloren. Da ist nur noch Angst, Seelenschmerz und Verzweiflung.

Das geht soweit, dass Mütter & Väter das Gefühl für ihre Kinder verlieren oder die Liebe & Vertrautheit zum Partner abhanden kommt.

Schattendasein: (#Link mit Anzeige) das unverstandene Leiden Depression

 

Die Gefühlsblockade verstehen

Irgendwann hat die Depression Deine gesamten Gefühle eingefroren. Und Du spürst nichts mehr. In diesem Stadium bist Du Dir selbst seltsam fremd und zu keiner Gefühlsregung mehr fähig. Auf andere kannst Du dann versteinert, uninteressiert und starr wirken. Du bewegst Dich, atmest und redest, aber da ist keine Lebenskraft mehr in Dir.

» Was sind Gefühle? (Phänomenologie)

Eine Mit-Betroffene schilderte das einmal so: „Beim letzten Mal war alles weg, was Gefühle betrifft. Ich war innerlich abgestorben. Nicht einmal für meinen Freund fühlte ich noch was. Alles war zugeschüttet. Ich stand wie neben mir und hatte den Eindruck, ich werde verrückt.“

Wenn das noch geht (#Link mit Anzeige), kann es nicht so schlimm sein.

 

Depressionen – die „Krankheit der -losigkeiten“

  • Lustlosigkeit

  • Aussichtslosigkeit

  • Energielosigkeit

  • Konzentrationslosigkeit

  • Kraftlosigkeit

  • Wertlosigkeit

  • Sinnlosigkeit

  • Trostlosigkeit

  • Ruhelosigkeit

  • Rastlosigkeit

  • (Tränenlosigkeit)

 

Gefühllose Leere

Die Wand zwischen Dir & dem Rest der Welt

Wie fühlt sich Gefühllosigkeit an? Oder sagen wir lieber: Was bedeutet es, nichts mehr zu fühlen? Oder geht es eher darum, ein Nichts zu fühlen? Eine Gefühllosigkeit zu spüren, klingt absolut paradox und widersinnig, oder? Daher ist es auch schwer, jemandem zu erklären, dass Du nichts fühlst und darunter leidest.

Leiden ist ja ein Gefühl, oder etwa nicht? Das stimmt. Allerdings gehen einem depressiven Menschen die Fähigkeiten verloren, Gefühlen einen Ausdruck zu geben, sie klar zu erleben und zu spüren.

Nichts mehr zu fühlen, bedeutet, nicht mehr am Leben und seinem Sinn teilnehmen zu können. Das Gefühl, lebendig zu sein, dieser Welt anzugehören, in ihr zu wirken – alles, was Dir Halt gibt, ist weg.

Ein Leben ohne Gefühl ist ein Leben ohne Verbindung zur Außenwelt und zum eigenen Selbst. Du erkennst die Dinge wie Haus, Mensch, Blumenwiese – doch sie haben keine Bedeutung, keine Bedeutsamkeit mehr.

Ratgeber Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT): Wege zu einem sinnerfüllten und lebendigen Leben

 

Dr. Daniel Hell erklärt das so:

„Eigentliches depressives Leiden verändert in tiefgehender Weise den ganzen Menschen: seine Gefühle, sein Denken und Verhalten sowie die körperlichen Funktionen bis hin zum Stoffwechsel. Die Fähigkeit zum Erleben von Freude erlischt, das Denken wird kreisend, grüblerisch und selbstanklagend.

An die Stelle von Traurigkeit tritt innere Leere, Gefühllosigkeit. Die Betroffenen klagen darüber, nicht mehr fühlen zu können. Gleichzeitig erleben sie eine lähmende innere Blockade, die selbst Verrichtungen und Entscheide des Alltags zur Qual werden lassen.

Der Versuch, sich dagegen aufzulehnen, führt oftmals zu Unruhe und Schlaflosigkeit, wodurch die Blockade in einer Art Teufelskreis (Depressionsspirale) weiter verstärkt wird. Schließlich erfahren Depressive eine Art Stillstand, sie erstarren in qualvollen Mauern, abgeschnitten von der Umwelt und ohne Zugang zu den eigenen Gefühlen.“

Vgl. auch: die agitierte Depression – rastlos & getrieben

 

Bei Depressionen die Rückkehr der Gefühle unterstützen?

Depression: Rückkehr der Gefühle unterstützen

Was kannst Du in so einer furchtbaren Situation tun, wenn Du Dich innerlich abgestorben & kalt fühlst? Gibt es Selbsthilfe-Möglichkeiten, die Rückkehr der Gefühle zu unterstützen und sich von der quälenden Gefühllosigkeit zu befreien?

Ich kann Dir nichts versprechen, aber ich halte körper- und emotionsfokussierte Therapien für wirksam. Meiner Erfahrung nach hilft Psychotherapie, um mich im Gespräch mit meiner Therapeutin mit Gefühlen zu konfrontieren, und wieder in Kontakt mit der Welt zu kommen.

Auch die moderate Medikation mit Psychopharmaka ist bei mir notwendig, da ich sonst nicht zu einer ambulanten Therapie fähig wäre.

Arbeitsbuch Bibliotherapie (#Link mit Anzeige (Thalia) – bei Amazon), Die gelegentliche Schönheit des Lebens

Wie erwähnt, kommt das Gefühl der Gefühllosigkeit vor allem bei schweren Depressionen vor. Solltest Du also bemerken, dass Du in eine gefühlte Leere abschlitterst, dann nimm diesen Text als Bitte, Dir Hilfe zu holen.

Du brauchst sie und hast sie verdient, wie jeder Mensch.

 
 

Wieder ins Fühlen kommen

Was hilft gegen Gefühlskälte bei Depressionen?

Akzeptanz ist der Startpunkt

Es geht hier nicht darum, dass du dein Leiden “dankbar” oder “gelassen” annimmst. Mit Akzeptanz ist gemeint, dass es okay ist, sich so zu fühlen. Keine Kopfsache, kein Versagen – sondern ein Symptom, das zur Krankheit Depression gehört.

Gefühlskälte bedeutet nicht, dass du „kaputt“ bist oder keine Gefühle mehr hast. Du bist nur erkrankt.

Das Leben annehmen: So hilft die Akzeptanz– und Commitment–Therapie (ACT)

In Bewegung kommen

Körperempfindungen und Gefühle “arbeiten” immer zusammen. Bewegung – egal ob Spaziergang, Kniebeugen oder Krafttraining – bringt deinen Organismus in Schwung. Bitte passe die Aktivität an deinen Belastungsgrad an. Kurze Einheiten genügen – sei es ein kleiner Spaziergang oder bisschen Dehnen auf der Matte im Wohnzimmer.

Verbalen Ausdruck finden

Komplette Isolation macht oft alles schlimmer. Such dir Menschen, denen du vertraust. Noch besser ist natürlich professionelle Unterstützung durch Therapeuten. Manchen reichen auch Selbsthilfegruppen. Hauptsache, du findest einen sicheren Raum und Menschen mit Verständnis, bei denen du reden kannst.

In Abstand zur inneren Wortmaschine: Ein Selbsthilfe- und Therapiebegleitbuch auf der Grundlage der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT)

Kreative Wege nutzen

Manchmal sind Worte zu viel verlangt. Kreative Ausdrucksformen wie Malen, Schreiben oder Musik helfen dir, wieder ins Fühlen zu kommen. Wenn du eher der handwerkliche Typ bist, dann mach das: bearbeite Holz, gestalte Ton etc. » kreative Tätigkeiten (Liste mit Tipps)

 

Fazit: Hab Geduld mit dir selbst

Die Gefühllosigkeit verschwindet nicht von heute auf morgen.

Aber jeder kleine Schritt zählt.

Du bist nicht allein.

Und du kannst das schaffen.

Tamara Niebler (Inkognito-Philosophin)

Hi, ich bin Tamara, freie Journalistin & studierte Philosophin (Mag. phil.). Hier blogge ich über persönliche Erfahrungen mit Depressionen & Angst – und untersuche psychische Phänomene aus einer dezidiert philosophischen Perspektive. Zudem informiere ich fachkritisch über soziale Ungerechtigkeiten und gesellschaftliche Missstände, die uns alle betreffen.

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