Theodor Fontane

(1819 - 1898)

Von: Die Inkognito-Philosophin

Fontane Zitate & Sprüche 

Theodor Fontane (1819–1898) war ein deutscher Dichter, Romanautor und Journalist, der als einer der bedeutendsten Vertreter des Realismus in die deutsche Literaturgeschichte einging.

Geboren in Brandenburg ist Fontane vor allem für seine Romane bekannt, die das bürgerliche Leben in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts thematisieren und detaillierte Charakterstudien bieten.

Fontanes bekannteste Werke:

  • "Effi Briest": Dieser Roman zählt zu seinen Meisterwerken und behandelt die Themen Ehe, Untreue und gesellschaftliche Konventionen. Die Geschichte dreht sich um die junge Effi, die in eine unglückliche Ehe gedrängt wird und letztendlich unter den gesellschaftlichen Erwartungen leidet.

  • "Der Stechlin": Hier beleuchtet Fontane das Bild des alten preußischen Adels im Spannungsfeld zwischen Tradition und Modernität. Der Protagonist, der alte Baron von Stechlin, setzt sich mit dem Wandel der Zeiten auseinander.

  • Gedichte: Daneben verfasste er auch zahlreiche Gedichte und Balladen, die oft historische oder folkloristische Themen aufgreifen.

Fontanes literarisches Schaffen spiegelt eine tiefe menschliche Empathie und ein feines Gespür für soziale Verhältnisse wider.

über Fontanes Depression

Tröste dich, die Stunden eilen, und was all dich drücken mag, auch die schlimmste kann nicht weilen, und es kommt ein anderer Tag.

In Aufstellung unserer Grundsätze sind wir strenger als in ihrer Befolgung.

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Witz und Humor sind Gottesgaben ersten Ranges,

und sie sind hier wohl am Platz.

- Theodor Fontane

Unanfechtbare Wahrheiten gibt es überhaupt nicht, und wenn es welche gibt, dann sind sie langweilig.

– Fontane

Man kann den Tod eines geliebten Menschen tief und innig beklagen und doch in Hoffnung weiterleben.

– Fontane

Wer aufhört, Fehler zu machen, lernt nichts mehr dazu.

– Fontane

Gegen eine Dummheit, die gerade in Mode ist, kommt keine Klugheit auf.

– Fontane

Alles regelt sich
nach dem Gesetz des Gegensatzes,
das zugleich ein
Gesetz des Ausgleichs ist.

- Theodor Fontane

 

Wer keine Liebe hat, der findet auch keine.

– Fontane

 

Optimist ist einer, der ein Dutzend Austern bestellt, in der Hoffnung, sie mit der Perle, die er darin findet, bezahlen zu können.

– Fontane

Ignorieren ist noch keine Toleranz.

– Fontane

 

Aber die Lebenskunst besteht darin, sein Pulver nicht unnütz und nicht in jedem Augenblick zu verschießen.

– Fontane

Wenn man glücklich ist, soll man nicht noch glücklicher sein wollen.

– Fontane

Das Haus, die Heimat,
die Beschränkung, die sind das Glück
und sind die Welt.


Fürchtet nicht, wenn die ganze Meute aufschreit. Denn nichts ist auf dieser Welt so gehaßt und gefürchtet wie die Wahrheit. Letzten Endes wird jeder Widerstand gegen die Wahrheit zusammenbrechen wie die Nacht vor dem Tag.

  • Das Glück ist kein Geschenk - nur ein Darlehen.

  • Manche Hähne glauben, dass die Sonne ihretwegen aufgeht.

  • Erst die Fremde lehrt uns, was wir an der Heimat besitzen. Es kann die Ehre dieser Welt dir keine Ehre geben. Was dich in Wahrheit hebt und hält, muss in dir selber leben.

  • Man muss die Musik des Lebens hören. Die meisten hören nur die Dissonanzen.

  • Wer immer sparen will, der ist verloren, auch moralisch.

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  • Das Undankbarste, weil Unklügste, was es gibt ist Dank erwarten oder verlangen!

  • Das Leben hat mich gelehrt, dass alles auf die Menschen ankommt, nicht auf die sogenannten Verhältnisse.

  • Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht mehr zurück.

  • Ich hasse nicht die Könige, sondern den Druck, den sie mit sich führen.

  • Der Standpunkt macht es nicht, die Art macht es, wie man ihn vertritt.

 

Und Herze, willst du ganz genesen,
sei selber wahr, sei selber rein!
Was wir in Welt und Menschen lesen,
ist nur der eigne Widerschein.

 
  • Was wir ein 'schlechtes Gewissen' nennen, ist immer ein gutes Gewissen. Es ist das Gute, was sich in uns erhebt und uns bei uns selbst verklagt.

  • Die Tränen lassen nichts gelingen. Wer schaffen will, muss fröhlich sein. Ein guter Spruch ist die Wahrheit eines ganzen Buches in einem einzigen Satz.

  • Alle Worte, die von Herzen kommen, sind gute Worte, und wenn sie mir helfen so frag ich nicht danach, ob es sogenannte richtige Worte sind oder nicht.

  • Immer die kleinen Freuden aufpicken, bis das große Glück kommt. Und wenn es nicht kommt, dann hat man wenigstens die kleinen Glücke gehabt.

  • Sei heiter! Es ist gescheiter als alles Gegrübel.

  • Die Liebe, welch’ lieblicher Dunst! Doch in der Ehe, da steckt die Kunst.

  • Wer nicht weiß, dass er eine Maske trägt, trägt sie am vollkommensten.

  • Glücklich machen ist das höchste Glück.

  • Wir kennen uns nie ganz, und über Nacht sind wir andre geworden, schlechter oder besser.

  • Zuletzt ist man immer nur auf sich und das eigene Bewusstsein angewiesen, und was andere versäumen, müssen wir für uns selbst tun.

  • Die Natur ist stärker als die Vorsätze.

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 Guter Rat

An einem Sommermorgen,
da nimm den Wanderstab,
es fallen deine Sorgen
wie Nebel von dir ab.

Des Himmels heitere Bläue
lacht dir ins Herz hinein
und schließt, wie Gottes Treue,
mit seinem Dach dich ein,

Rings Blüten nur und Triebe
und Halme von Segen schwer;
dir ist, als zöge die Liebe
des Weges nebenher.

 
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Die Menschen kümmerten mich nicht viel,
eigen war mein Weg und Ziel.

Ich mied den Markt, ich mied den Schwarm,
andre sind reich, ich bin arm.

Andre regieren (regieren noch),
ich stand unten und ging durchs Joch.

Entsagen und lächeln bei Demütigungen,
das ist die Kunst, die mir gelungen.

Und doch, wär's in die Wahl mir gegeben,
ich führte noch einmal dasselbe Leben.

Und sollt ich noch einmal die Tage beginnen,
ich würde denselben Faden spinnen.

Theodor Fontane und die Depression

 
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"Der Kopf ist mir beständig benommen und will von Anstrengung nichts mehr wissen. Die Klapprigkeit bricht herein und das Arbeiten mit Vierteldampfkraft wird Regel."

schrieb er 1898. Seit 1892 quälten ihn immer wieder Gefühle von Sinnlosigkeit und mentaler Ermüdung. Mit der Zeit wurden seine Beschwerden immer stärker.

"Körperlich geht es noch, aber das ,innen lebt die schaffende Gewalt' ist für mich leider zur Phrase geworden", beklagt Fontane in einem Brief (an August von Heyden).

Seine Kreativität ist verschwunden, überhaupt hörte er auf zu schreiben. Jetzt muss er sich vielmehr überwinden, um wenigstens seinen abendlichen Spaziergang zu tätigen. Fontane ist resigniert und hoffnungslos. Und er beginnt grundlegend an seinem Lebenswerk zu zweifeln.

„Könnte ich noch eine Freude in meinem Herzen aufbringen, so wäre mir geholfen; aber leider alles grau in grau, der Trübsinn hat die Oberhand.“

 

Frau und Tochter sorgten sich sehr. Der Arzt empfahl einen Aufenthalt in Ruhe und Abgeschiedenheit. Also beschloss die Familie ins Zillertal zu reisen, in der Hoffnung, fern vom Trubel der Stadt würde sich seine Stimmung bessern.

Und Fontanes Zustand bessert sich wirklich. Doch leider nicht so erheblich wie erhofft. Sein Sohn Friedrich, der auch sein Verleger ist, versucht es mit positiver Kritik.

„Noch vor ein paar Jahren hätte mich das alles entzückt und erhoben, jetzt kommt es zu spät“, antwortet ihm sein Vater. . . . Aber alles fordert Kraft, und die habe ich nicht mehr. Schmiedeberg bedeutet mir einen Platz zum Rückzug aus dem Leben, bis zum Erlöschen“, schrieb Fontane seinem Freund Georg Friedlaender.

Todessehnsüchte werden wach.

“Alles Alte, soweit es Anspruch darauf hat, sollen wir lieben, aber für das Neue sollen wir recht eigentlich leben.”

 Alles Alte, soweit es Anspruch darauf hat, sollen wir lieben, aber für das Neue sollen wir recht eigentlich leben.

Fontanes Selbstbehandlungsversuche

Durch seine Ausbildung als Apotheker verfügte Fontane über tiefgehende Kenntnisse der damals verfügbaren Medikamente sowie deren Wirkungen. Er war sich sowohl der Therapieoptionen als auch ihrer begrenzten Wirksamkeit bewusst. Zur Behandlung von Schlafstörungen und innerer Unruhe verwendete er das damals gängige Brom.

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Ein anderes Mal versuchte er Morphium, und hätte das fast mit dem Leben bezahlt: "Gerade vor 14 Tagen vergiftete ich mich mit Morphium - der Apotheker hatte statt 0,05, die verordnet waren, 0,5 genommen, also das Zehnfache - und dieser Zwischenfall brachte mich sehr herunter, . . ."

Fontanes Einstellung gegenüber Ärzten war nicht sehr positiv. Immerhin war er selbst Apotheker gewesen. Obwohl er verschiedene Ärzte aufsuchte, folgte er deren Ratschlägen oft nur widerwillig oder gar nicht.

Für Theodor spielte neben der Einsamkeit in seiner Depression noch ein weiterer Faktor eine bedeutende Rolle: der Tod seines Vaters, Louis Henri Fontane, zu dem er eine starke Bindung besessen hatte. Dieser verstarb 1867 mit 72 Jahren.

Fontane hatte irgendwann die feste Überzeugung entwickelt, nicht älter als sein Vater werden zu können und genauso wie dieser mit 72 Jahren zu sterben. Als der Schriftsteller also dieses Alter erreichte, kamen just die Depressionen. Fontane selbst interpretierte seine Beschwerden allerdings als Todes-Vorzeichen.

 

Immer enger, leise, leise
Ziehen sich die Lebenskreise,
Schwindet hin,
was prahlt und prunkt,
Schwindet Hoffen,
Hassen, Lieben,
Und ist nichts
in Sicht geblieben
Als der letzte dunkle Punkt.

Weitere Fontante Zitate

  •  Jedem Besiegten wird es schwer, den Grund seiner Niederlagen an der einzig richtigen Stelle, nämlich in sich selbst zu suchen.

  • Tand, Tand ist das Gebilde von Menschenhand.

  • Lache mehr und bete weniger!

  • Ein guter Wille kann schwach werden und wir müssen das Gute tun, solange wir noch Kraft haben und die Lust in uns dazu lebendig ist.

  • Ist es nicht so, dass die Menschen aus Gewohnheit abergläubisch und aus Instinkt Schurken sind?

  • Der Mensch verzweifelt leicht, aber im Hoffen ist er doch noch größer.

  • Die Menschen sind alle so geartet, dass sie lieber eine Lüge als eine Absage hören wollen.

  • Wenn das Herz gesund ist, ist der Kopf nie ganz schlecht.

  • Gaben? Wer hätte sie nicht? Talente - Spielzeug für Kinder. Erst der Ernst macht den Mann, erst der Fleiß das Genie.

  • Aller Größe Keim, er heißt Entsagung.

  • Die Talente sind oft gar nicht so ungleich, im Fleiß und im Charakter liegen die Unterschiede.

  • Solange es geht, muss man Milde walten lassen, denn jeder kann sie brauchen.

Unverhoffte Heilung Fontanes

Theodor Fontane plagte sich bereits seit 8 Monaten mit seiner Krankheit herum und bislang hatte keiner der Heilungsversuche eine Verbesserung gebracht. Doch plötzlich änderte sich seine Stimmung und er begann wieder zu hoffen, dass er gesund werden würde.

In diesem Zusammenhang berichtete sein Sohn Friedrich von einem Gespräch, das der Hausarzt Doktor mit einem Patienten geführt hat. Es musste eine Unterhaltung gewesen sein und der Arzt hatte einen bleibenden Eindruck hinterlassen:

(Arzt:) „Sie sind ja gar nicht krank! Ihnen fehlt nur die gewohnte Arbeit! Und wenn Sie sagen: Ich habe ein Brett vorm Kopf, die Puste ist mir ausgegangen, mit der Romanschreiberei ist es vorbei!, nun, dann sage ich Ihnen: wenn Sie wieder gesund werden wollen, dann schreiben Sie eben was anderes, zum Beispiel Ihre Lebenserinnerungen. Fangen Sie gleich morgen mit der Kinderzeit an! . . .

Der Schriftsteller widmete sich also wieder dem Schreiben und hatte bereits nach 2 Wochen die ersten Kapitel seiner Memoiren angefertigt.

Was machte Fontane wieder gesund?

Es ist möglich, mit einer kritischen Haltung zu behaupten, dass das spontane Verschwinden einer phasischen Depression nach 8 Monaten durchaus wahrscheinlich ist. Die Wiederkehr der Schaffenskraft könnte lediglich ein Symptom der Genesung sein und nicht die Ursache dafür.

Ohne Zweifel lässt sich dieses Argument nicht einfach widerlegen. Trotzdem darf man Fontanes persönliche Ansicht, dass er sich durch seine „Kinderjahre“ gesund geschrieben hat, durchaus ernst nehmen.

In zahlreichen therapeutischen Behandlungen nimmt das bewusste Erinnern an die Kindheit eine bedeutende Stellung ein. Insbesondere in tiefenpsychologisch orientierten Verfahren stellt es den zentralen Aspekt dar. Möglicherweise liegt der Grund für Therapieerfolge – wie es auch bei Fontane der Fall war – bereits in der Aktivierung vertrauter Bilder aus der Kindheit.

Besonders bei älteren Menschen – allerdings nicht ausschließlich bei ihnen – kann die Empfehlung, ihre Kindheitserlebnisse aufzuschreiben, eine wertvolle Unterstützung in schwierigen emotionalen Phasen darstellen.

 

Andere Erklärung: Biblio- bzw. Poesietherapie

Vielleicht fand Fontane aber auch in dieser Art von Poesietherapie eine Möglichkeit, seine düsteren Gedanken und Gefühle zu verarbeiten.

Poesietherapie ist mehr als nur Schreiben oder Lesen von Gedichten. Es ist ein therapeutischer Prozess, der das kreative Schaffen als Ausdrucksmittel nutzt. Für Fontane war das Schreiben selbst eine Form der Selbstreflexion. Durch seine literarische Arbeit konnte er nicht nur seine Emotionen kanalisieren, sondern auch seine Sicht auf die Welt und seine eigene Identität reflektieren.

Fachliche Studien belegen, dass kreative Ausdrucksformen, wie das Schreiben, nachweislich dazu beitragen, emotionale Belastungen zu reduzieren und das Wohlbefinden zu steigern.

 

Fontanes Erbe an die Nachwelt

Bis zu seinem Ableben im Jahr 1898 blieb Theodor Fontane von weiteren depressiven Anfällen verschont und fand zu seiner alten Schaffenskraft zurück. Er konnte somit sein Werk vollenden, darunter „Effi Briest“ sowie seine Spätwerke, zu denen „Die Poggenpuhls“ und „Der Stechlin“ zählen.

In seinen Werken thematisiert er nicht nur individuelle Schicksale, sondern auch die Spannungen zwischen Tradition und Moderne, die im Berlin des 19. Jahrhunderts omnipräsent waren.