Körpersignale – Was ist Körpersprache?

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In jeder Situation tauschen wir nonverbale Botschaften aus, sehr oft, ohne dass wir uns dessen bewusst sind.

Meist verraten uns Körpersignale eine Wahrheit, doch sind sie nicht immer eindeutig zu lesen.

Und: wir lassen uns instinktiv mehr von der Körpersprache eines Menschen beeinflussen als wir glauben.

 

Was ist Körpersprache und was gehört dazu?

Körpersprache umfasst alles, was nicht mit Worten ausgedrückt wird:

  • Augenausdruck

  • Arm- und Beinstellung

  • Mimik

  • Körperhaltung

  • Gesten

Sie alle sagen etwas über das Seelenleben, die Gefühle und die Gedanken eines Menschen aus. Doch auch Eigenschaften wie Statur, Bekleidung, Frisur und Stimmfarbe lassen teilweise auf Charaktereigenschaften und Stimmungen schließen.

Dabei fällt mir ein, dass ich schon im Studium immer wieder den berühmten Satz hörte:

Man kann nicht nicht kommunizieren.

Diese Aussage stammt von dem österreichischen Kommunikationswissenschaftler, Philosophen und Psychotherapeuten Paul Watzlawick. Er fand heraus, dass die Begegnung zwischen Menschen in jeder Sekunde von körpersprachlichen Zeichen begleitet wird und diese meist länger im Gedächtnis haften.

 

Welche Relevanz haben Körpersignale?

Laut Experten ist unsere Kommunikation von 65 % Körpersignalen und 35 % verbale Sprachzeichen geprägt.

Wir nehmen die verschiedenen Signale zwar nicht bewusst wahr, dennoch steuern sie uns bis zu einem gewissen Grad. Die Bedeutung von Körperzeichen haben wir bereits in frühester Kindheit kennengelernt und verstehen sie deshalb auch instinktiv.

Im Grunde handelt es sich bei der Körpersprache um die älteste Form der zwischenmenschlichen Verständigung.

Anhand der Körpersignale entscheiden wir in Sekundenschnelle, wer uns sympathisch ist oder nicht, wem wir Vertrauen entgegen bringen und wem nicht. Ohne Körpersprache sind soziale Beziehungen überhaupt nicht denkbar.

Die Wissenschaft fand heraus, dass gerade der berühmte erste Eindruck von einem Menschen zu 95 % von seinen äußerlichen, körperlichen Eigenschaften abhängt, wie Aussehen, Mimik, Stimmlage und Dialekt. Das tatsächlich Gesagte prägt unser Urteil lediglich zu 3 %.

Weil unser körperliches Verhalten so unwillkürlich und schwer zu kontrollieren ist, gilt Körpersprache als wahrer und authentischer.

 

Sind Körpersignale eindeutig?

Um den Code des Körpers zu verstehen, setzen wir meist einen Durchschnitt fest. Dies ist durchaus angebracht, denn die Wissenschaft geht davon aus, dass bestimmte Basis-Gefühle wie Angst, Freude oder Trauer bei allen Menschen ähnliche nonverbale Ausdrucksformen hervorrufen.

Die Basis-Signale werden trotz unterschiedlichen Kulturen weltweit verstanden: Ein Lächeln wird überall als positives Signal und Sympathiezeichen verwendet, ein Stirnrunzeln als Ärger oder Sorge aufgefasst.

Im Einzelfall kann es allerdings durchaus anders aussehen. Menschen sind so verschieden und die Signale so zahlreich, dass manche Beobachtungen auch ganz andere Ursachen haben können.

Körpersprache ist immer nur im Zusammenhang mit Worten und Situationen zu verstehen:

Tränen im Gesicht könne Freude, Trauer oder Wut bedeuten. Die verschränkten Arme könnten auf eine Ablehnung, Schutz oder einfach nur frieren hinweisen.

Es sind also etwas mehr Signale nötig, um Körpersprache zu verstehen. Doch nicht nur das. Wir müssen auch berücksichtigen, dass wir uns als Individuen alle etwas abweichend verhalten. Und was ist mit kulturellen Unterschieden?

Beispielsweise gehört es in Japan zu den Höflichkeitsfloskeln, nach dem Essen zu rülpsen, um damit zu signalisieren, dass es geschmeckt hat. Bei uns in Deutschland würde ein kräftiger Rülpser gegen die guten Manieren verstoßen und eher als rohes, ungesittetes Verhalten aufgefasst werden.

Oder das Übereinanderschlagen der Beine: Bei uns eine normale Haltung der Bequemlichkeit, bei den Arabern eine Beleidigung, denn die Fußsohle gilt dort als unrein.

Das alles muss berücksichtigt werden, möchte man die Signale eines Menschen richtig interpretieren. Mögliche Körpersignale zu kennen und richtig einzuordnen, ist also in jedem Fall hilfreich, um sie lesen und anwenden zu können. Zwar existiert kein Lexikon der Körpersprache, dennoch finden sich einige Anhaltspunkte zum besseren Verständnis.

 

1. Die Mimik – Augenausdruck und Gesichtszüge

An der Mimik eines Menschen können wir seelische Vorgänge meist gut ablesen. Deswegen ist es beim Pokerspielen so wichtig, durch einen starren Gesichtsausdruck zu verhindern, wie gut oder schlecht Sie Ihre Karten empfinden.

Die Mimik ist auch ein zentrales Untersuchungsfeld der Kommunikationsforschung.

So haben Kalifornische Forscher intensiv analysiert, welche Muskeln sich bei welchen Gesichtswandlungen bewegen. So versuchen sie eindeutige Bezüge zwischen Gesichtsmuskeln und den zugrundeliegenden Gefühlen zu klären. Ob in diesem Zusammenhang Eindeutigkeit möglich ist, wird von anderer Seite angezweifelt.

Der wichtigste Bestandteil unserer Mimik ist die Augenbewegung bzw. der Augenausdruck. Blicke hinterlassen einen intensiveren Eindruck: Sie bedeuten Aufmerksamkeit, Zuneigung und Freundlichkeit.

Einen Blickkontakt zu meiden kann Gleichgültigkeit oder Scham signalisieren. Anstarren, also langes Blicken, wird von den meisten Menschen als aufdringlich und aggressiv empfunden

vgl. auch: Angst vor Blicken – Im Blick des anderen

 

2. Die Gebärde – Gestik, Haltung und Bewegung

Handzeichen sind Kommunikations-Instrumente einer bestimmten Kultur und können nur in dieser richtig gedeutet werden.

Der nach oben gestreckte Daumen gilt vielerorts als Zeichen der Zustimmung oder Anerkennung. Doch in manchen Gegenden, wie Sardinien, ist es eine obszöne Geste.

Bewusste Gesten machen jedoch nur einen Bruchteil der Handbewegungen aus, die wir täglich vollführen. Während wir sprechen, bewegen sich unsere Hände meist unwillkürlich, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Solche Gesten begleiten und untermalen unsere verbalen Signale.

Die Wissenschaft vermutet ein Abhängigkeitsverhältnis von Wort und Hand, weil in unserem Gehirn die Zentren für Sprache und Gestik im gleichen Bereich liegen.

Vielfach gibt uns auch die Körperhaltung eines Menschen Einblick in seinen Charakter oder seine Stimmung. Die Forschung bestätigt diesen Zusammenhang zwischen seelischer und körperlicher Lage. Eine offene Haltung durch die vorgestreckte Brust signalisiert Furchtlosigkeit und Selbstbewusstsein, manchmal auch Provokation.

Hängende Schultern und eine in sich gesunkene Körperhaltung verweist wiederum auf Traurigkeit. Das lässt sich auch auf Körperbewegungen übertragen: Das Vorbeugen im Gespräch weist auf Aufmerksamkeit hin. Das Herumfummeln an der Kleidung oder Herumrutschen auf dem Stuhl gilt hingegen als Unsicherheit.

Doch unsere unbewusste Wahrnehmung von Bewegungen verrät uns noch weit mehr über eine Person. So ergaben Untersuchungen, dass wir an der Gangart einer Person ihr Geschlecht und ihre Stimmung erkennen.

3. Nähe und Berührung

Präsenz, Nähe und Berührung von anderen Menschen besitzen eine direkte und starke Wirkung. Jeder einzelne von uns hat ein feines Gespür für die richtige Distanz zu anderen, instinktiv nehmen wir für und den Raum ein, der für uns angenehm erscheint.

Werden wir zur Nähe gezwungen, wie in der U-Bahn oder im Fahrstuhl, ignorieren wir die anderen und vermeiden Blickkontakt.

Allerdings ist unser Distanzgefühl kulturell bedingt: Die Amerikaner wirken deshalb aufdringlich auf uns Deutsche, weil sie immer etwas näher kommen möchten, als es uns lieb ist. Umgekehrt empfindet uns der Amerikaner zu distanziert und überempfindlich, weil wir ständig zurückweichen.

4. Kleidung und Schmuck

„Kleider machen Leute“ – das alte Sprichwort gibt es nicht von ungefähr. Jede Gesellschaft und Gemeinschaft hat einen eigenen Kleidungs-Code. Meistens orientieren wir uns an den Konventionen des jeweiligen Berufszweiges.

Bei einer Beerdigung wissen wir genau, welche Art von Kleidung angebracht ist und welche nicht. Ebenso bedenken wir vor einem Vorstellungsgespräch ganz genau, was wir anziehen.

Selbst wenn wir uns nicht nach den gängigen Kleidernormen richten, geben wir ein Statement ab. Denn durch Schminken, Schmücken und Kleiderauswahl entscheiden wir täglich darüber, wir wir durch unser äußeres Erscheinungsbild wirken wollen.

Dabei ist die Kleidung vor allem ein kulturelles Ausdrucksmittel, da sich die Codes in den diversen Weltregionen stark voneinander abheben.

Während in Afrika die Beine der Frauen mit langen Röcken bedeckt sein müssen, darf der Busen unbedeckt bleiben. Bei uns verhält es sich genau umgekehrt.

Tamara Niebler (Inkognito-Philosophin)

Hi, ich bin Tamara, freie Journalistin & studierte Philosophin (Mag. phil.). Hier blogge ich über persönliche Erfahrungen mit Depressionen & Angst – und untersuche psychische Phänomene aus einer dezidiert philosophischen Perspektive. Zudem informiere ich fachkritisch über soziale Ungerechtigkeiten und gesellschaftliche Missstände, die uns alle betreffen.

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